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Wer sagt das?

Wer sagt das? Wo steht das? Diese und ähnliche Fragen werden uns spontan gestellt, wenn wir etwas behaupten oder wenn wir etwas sagen. Manchmal stellen auch wir sie, wenn wir eine Aussage von anderen hören. Folgende Gründe können die Ursache dafür sein:

  • Wir akzeptieren etwas nur, wenn es in Bücher, in Wiki oder anderswo geschrieben steht bzw. eine berühmte Person oder jemand vom Fach es bereits gesagt hat.
  • Wir wollen mehr darüber lesen bzw. erfahren.
  • Wir brauchen Beweise dafür.

In diesem Blog teile ich meine Gedanken dazu mit dir. Aus meiner Sicht, können diese Fragen

a)      vom Sprecher als “respektlos” empfunden werden und/oder

b)      dem Sprecher als Anhantspunkt dienen seine Aussagen genauer zu konkretisieren.

Weitere Details zu a) und b) beschreibe ich gleich. Vorab eine Bemerkung. Die Unterscheidung zwischen „Respektieren“, „Akzeptieren“, „Anwenden“, „Weitersagen“ usw. spielt hier eine große Rolle. Wenn wir uns diese Unterschiede bewusst machen, befreien wir uns automatisch von der Angst, „manipuliert“ zu werden. Eine Befreiung, die uns bewusst macht, wir haben die notwendige Stärke, das Wissen und die Erfahrung, das Gehörte abzuwägen und frei zu entscheiden, ob wir es z.B. Akzeptieren, Anwenden oder Weitersagen wollen. Eine persönliche Stärke, die uns ermöglicht, jedem und jeder Respekt entgegenbringen. Respektieren bedeutet für mich jeden und jede wertzuschätzen, seine/ihre Aussagen als ein Geschenk zu betrachten und ihm/ihr dafür dankbar zu sein. Was wir aus diesem Geschenk machen, ist uns überlassen (dazu mehr in einer meinen nächsten Blogs, so Gott es will) . Respektieren bedeutet nicht automatisch auch die Aussagen zu „akzeptieren“, „anwenden“ oder sogar „weitersagen“.
Und jetzt zu a) und b).  
Zuerst bzgl. a)
Stell dir vor: Jemand sagt etwas und wir fragen sofort: „Wo steht das?“ Dabei vergessen wir, dass er/sie unabhängig von seinen/ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten und seinem/ihrem Wissen auch eine Persönlichkeit hat. Eine Persönlichkeit, die wertgeschätzt werden will und soll. Wenn eine Person etwas sagt, dann sollten wir als erstes davon ausgehen, dass er/sie — als Persönlichkeit — es gesagt hat. Wir sollten der Person aktiv einfühlsam und empathisch zuhören (siehe https://blog.akbarian.de/aktiveseinfuehlsamesempathischeszuhoeren/).  Wir sollten ihr die Zeit geben, ihre Aussage mit weiteren Informationen zu vervollständigen. Wir sollten der Person dankbar sein und sie wertschätzen, v.a. dafür, dass sie diese Aussage mit uns teilt. Wir können Verständnis-Fragen stellen. Damit nutzen wir die Chance, ihre Aussagen besser zu verstehen. Und wir geben der Person die Möglichkeit, ihre Aussagen mit mehr Details anzureichern.  Er/Sie bekommt damit u. a. die Chance uns genauer mitzuteilen, ob die Aussage z. B. eine reine Behauptung ist, welche Fakten dafür sprechen oder ob es ein Zitat aus anderer Quelle ist.

Eine Frage wie „Wo steht das?“ verhindert diese Chancen und Möglichkeiten und verursacht – meist unbewusst – eine Art Respektlosigkeit, die u. a. den Aufbau und die Pflege von Beziehungen erschwert.

Ein Weg wäre es, wenn wir statt dieser Fragen z.B. fragen: „Das hört sich sehr interessant an. Würdest du mir mehr darüber erzählen?“ Dabei ist unsere innere Einstellung und damit unser echtes Interesse wichtig. Daher sollten wir – als Zuhörer – unsere innere Einstellung zu der Person und/oder zu dem Inhalt der Aussage in solchen Momenten direkt oder im Nachhinein (siehe https://blog.akbarian.de/vorwaehrendunddanach/) analysieren. Es ist eine große Chance, diese Analyse unmittelbar durchzuführen, wenn wir jemanden solche Fragen, wie „Wo steht das?“ oder „Wer sagt das?“ stellen wollen. Die Ergebnisse dieser Analyse und die aktive Umsetzung der zugehörigen persönlichen Maßnahmen führen u. a. zu unserem persönlichen Wachstum und dem Aufbau und der Pflege von Beziehungen mit unseren Mitmenschen.

Zusätzlichen Nutzen erzielen wir, wenn wir nachdenken, wie unsere Aussagen beim Anderen ankommen. Welche Wirkungen haben solche Nachfragen auf uns selbst? Damit kommen wir zum Fall b)

Als Sprecher sollten wir denjenigen dankbar sein, die uns solche Fragen stellen. Sie geben uns damit die Chance, unsere Aussagen zu konkretisieren. Wir bekommen damit die Möglichkeit, zu unseren Aussagen zu stehen und sie stark und selbstbewusst auszusprechen. Wir achten immer mehr darauf, unsere Aussagen klar und eindeutig zu kommunizieren. Zum Beispiel: „Ich sage, …“, „Ich schlage vor, …“,  „Ich behaupte …“, „Wie der Autor xyz schreibt….“. „Aus meiner Recherchen ….“. „Ich schlage vor, …“. Alleine der Wille, die Aussagen so zu formulieren, führt dazu, dass wir uns vorher gut vorbereiten und auch einmal mehr nachdenken, bevor wir etwas sagen. Die so gewonnene Standhaftigkeit unserer Aussagen stärkt unsere Persönlichkeit und deren Wirkung, die sukzessive von anderen wahrgenommen und geschätzt wird.

Zusammengefasst: Wenn wir immer nur das akzeptieren, was bereits gesagt oder geschrieben ist, dann verhindern wir die Entstehung neuer Gedanken, Ideen und Entwicklungen. Die Vermeidung solcher Fragen bietet uns zusätzlich große Chancen wie: die Anderen wertzuschätzen, ihre Persönlichkeit wahrzunehmen, unsere eigenen Aussagen zu konkretisieren und unsere Persönlichkeit zu stärken.

Ich wünsche uns allen Gesundheit, mehr Achtsamkeit und Respekt, sowie viel Freude und Erfolg.              

4 Antworten auf „Wer sagt das?“

Wiedermal gute Anregungen, unsere verbale Kommunikation zu optimieren,
vorschnelle Schubladenreaktionen zu verhindern und einander als MENSCH zu begegnen. Es eröffnet einander unverhofft grosse Welten! Danke A.!

Tolle Anregung, Ali! Ich ertappe mich auch oft dabei, dass ich diese Frage stellen will. Ich gehöre zur Generation, die alles direkt googelt und wenn ich es nicht finde, neige ich dazu zu denken, dass es nicht existiert. Hinter allem Gesagten stehen aber individuelle menschliche Erfahrungen. Grüße von einer ehemaligen Kollegin!

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