Kategorien
Impulse

Rollen und Ziele!

Ich: “Wie geht es dir?”
Andere: “Viel zu viel Stress!”
Ich: “Was stresst dich?”
Andere: “Oh, viel zu viel; ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Ich muss viel machen und niemand versteht mich. Ich glaube langsam bekomme ich auch Burnout.”
Ich: “Was sind die Aufgaben, die du machen “musst”?”
Andere: “Alles Mögliche, die Liste ist sehr lang.”
Ich: “Sind das eher private oder berufliche Aufgaben, die dich stressen?”
Andere: “Privat? Was ist privat? Privat habe ich auch viele Aufgaben, aber die müssen halt warten.”
Ich: “Wonach planst Du deinen Tag, deine Woche, deine Zeit?
Andere: “Plan? Das funktioniert nicht. Ich laufe nur noch dem nach, was am meisten brennt.”
Ich: “Und wegen des Burnouts, machst du was dagegen?”
Andere: “Ich habe keine Zeit mich überhaupt damit zu beschäftigen. Wenn es da ist, dann ist es da und dann versteht vielleicht jemand, was alles von mir verlangt wird.”

So oder so ähnlich laufen Gespräche, die ich leider regelmäßig im beruflichen und privaten Umfeld höre. Eine falsche Lösung ist, auf das Burnout zu warten, damit andere die Ursachen verstehen. Ich gehe davon aus, dass wir hier derselben Meinung sind. Stress kann viele Ursachen haben. Es gibt zahlreiche Stressmanagement-Methoden. Sie analysieren die Ursachen und bieten entsprechende Lösungen an.

Aus meiner Sicht sollten wir uns als allererstes um unser wichtigstes Projekt im Leben kümmern, nämlich “unser Leben” selbst. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir und nur wir dafür sorgen können, dass unser Leben erfolgreich wird. Wir können natürlich auch andere Projekte höher priorisieren, als das Projekt “unser Leben”. Aus meiner Sicht werden wir dann auch die restlichen Projekte in den Sand setzen.

  • Wie kann jemand behaupten, dass er seine Projekte erfolgreich abschließt, wenn er sein wichtigstes Projekt ignoriert oder niedriger priorisiert?
  • Wie kann jemand behaupten, er könne mit Projektressourcen umgehen, wenn er sich, als Individuum und als eine – vielleicht die wichtigste – Ressource seiner Projekte unbeachtet lässt?
  • Wie kann jemand ein Projekt managen oder führen, wenn sein wichtigstes Projekt wegen Mangel an Management oder Führung scheitert oder – sozusagen – nebenbei läuft?
  • Wie kann jemand im Projekt Transparenz fördern und fordern, wenn die Transparenz über seine Rollen, seine Ziele und die damit verbundenen Arbeitspakete – sogar für sich selbst – fehlt?
  • Wie kann jemand ein “Treiber” der wichtigen Arbeitsschritte im Projekt sein, wenn er selbst “Getriebener” der Themen ist, die gerade “brennen”.
  • Wie kann jemand das Wohl der Projektbeteiligten berücksichtigen, wenn er seine eigene Gesundheit vernachlässigt?

Vielleicht brauchen wir mehre Tage oder Monate, vielleicht auch nur wenige Stunden oder nur einen Augenblick der Achtsamkeit, bis uns die Wichtigkeit dieses Projektes “mein Leben” bewusst wird. Ggf. und hoffentlich dient dieser Blog ebenfalls dazu. Und wenn wir so weit sind, dann stehen uns dafür alle Methoden zur Verfügung. Aus meiner Sicht neben den Stressmanagement-Methoden auch die Projektmanagement-Methoden oder besser gesagt, Projektmanagement-Aspekte. “Mein Leben” ist ein wunderbares Projekt. Wir selbst sind der Auftraggeber, der Manager, die Führungskraft, der Kunde usw.. Wir können jede Rolle in diesem Projekt einnehmen, die wir möchten. Wir können einige Rollen mit anderen Ressourcen besetzen. Wir entscheiden, wann was gemacht werden soll! Wir planen, controllen und steuern das Projekt. Und dafür brauchen wir klare Transparenz über die Rollen, Ziele, gewünschten Ergebnisse und eine Art “Roadmap”, deren Meilensteine wir z.B. wöchentlich prüfen können. Diese Transparenz hält uns den Spiegel vor. Ein Spiegel, der zeigt:

  • Wie ehrlich sind wir zu uns selbst?
  • Welche Rollen sind uns wichtig? Wie nehmen wir sie heute wahr?
  • Beschäftigen wir uns mit Nebensächlichkeiten, statt unsere Ziele zu verfolgen, auch wenn sie die eine oder andere Herausforderungen in sich tragen? Und warum ist das?
  • Was bleibt alles liegen, wenn wir “ja” sagen, obwohl wir “nein” meinen, bzw. wenn wir etwas annehmen, obwohl wir ablehnen möchten?

Um die erste Schritte zu gehen, um Transparenz zu schaffen, beschreibe ich dir nachfolgend eine Möglichkeit. Du kannst diese Möglichkeit ausprobieren. Ich betone “ausprobieren”. Damit hast du in weniger als 4 Stunden eine Liste in der Hand. Die Liste macht für dich selbst transparent, “was du alles gemacht hast, machst und machen möchtest”. Vor allem: Warum und für wen machst Du sie?

Ich empfehle dir, die folgenden Schritte in einer ruhigen störungsfreien Umgebung durchzuführen. Am besten in einer Umgebung, in der du sehr weit schauen kannst. Z.B. auf eine Hügel, am Rande eines Feldes oder an einem Fluss oder am Meer. Aus meiner Sicht verhindern beengte Räumlichkeiten wie eine Art “Sichtbehinderung” freies Denken und die “Weitsicht”.

  1. Nimm einen Notizblock und schreibe alle deine Rollen, die du wahrnimmst oder zukünftig wahrnehmen möchtest. Schreibe sie einfach nieder. Am besten:
    • Nimm Papier und Stift statt eines elektronischen Geräts. Es ist wichtig, dass du die Rollen aufschreibst. Was im Kopf ist, ist sowohl für dich als auch für andere unsichtbar und vage.
    • Lass den Detaillierungsgrad oder die Gruppierung unbeachtet. D.h. du kannst z.B. folgende Rollen auflisten, auch wenn sie – von Detaillierungsgrad her – unterschiedlich sind: (Angestellter, Bruder, Hausbesitzer, Vater/Mutter, Fahrradfahrer, Musiker, Individuum usw.). Vermeide alles, was dich davon abhält, frei zu denken und zu schreiben. Alles ist möglich. Sei Chancen-Denker statt an Hindernisse zu denken. Führe dafür ein einfaches echtes Brainstorming mit dir selbst durch.
  2. Schreibe zu jeder dieser Rollen, die Ziele, die damit verbindest bzw. erreichen möchtest.
  3. Ordner diesen Rollen die Tätigkeiten zu, die du aktuell durchführst. Sollten Tätigkeiten übrigbleiben, die du keiner Rolle zuzuordnen kannst, dann schreibe sie extra. Du kannst sie auch einer imaginären Rolle “X” zuordnen.
  4. Prüfe, ob die Tätigkeiten, die du deinen Rollen zugeordnet hast, zur Erreichung der damit verbundenen Ziele beitragen.
  5. Prüfen, wie viele Tätigkeiten der imaginären Rolle “X” zugeordnet sind. Sind sie wirklich deine Aufgaben? Welche deiner Ziele kannst Du damit erreichen?
  6. Nutze alle deine Fähigkeiten und dein Wissen und analysiere die Liste weiter. Eine Analyse, um noch mehr Transparenz zu schaffen. U.a. Transparenz darüber: Was sind deine Prioritäten? Welche der Rollen wecken ein klares starkes “Einverstanden” oder “Ja ich will” in dir?

Bereits jetzt hast du eine Liste in der Hand, die dir wie ein Spiegel zeigt, was du aktuell machst und was du tatsächlich machen möchtest. Eine Liste klar und deutlich aufs Papier gebracht. Niemand kann dir vorschreiben, wann du die Liste ergänzt, analysierst oder bearbeitest. Du hast dafür lebenslang Zeit. D.h. nur Du entscheidest, wie wichtig diese Liste ist. Nur du kannst dir dafür Zeit nehmen. Denke daran, sie ist ab sofort die Basis für deine zukünftigen Aktivitäten, Aufgabe, Rollen, Ziele und v.a. für deine Planung. Eine Planung für dein wichtigstes Projekt: “dein Leben”.

Jetzt ist es in deiner Hand, wie es weitergeht. Setze Methoden ein, die du kennst, oder lerne weitere dazu (z.B. siehe Literatur) oder hol dir Hilfe. Gerne stehe ich dir auch in meinen Trainings oder als Coach zur Verfügung. Weitere ergänzende Trainingsangebote findest du ab 2021 auf meiner Homepage.

Am Ende gebe ich dir ein faszinierendes Zitat von Covey mit.

“Der Schlüssel liegt nicht darin, Prioritäten für das zu setzen, was auf Ihrem Terminplan steht, sondern darin, Termine für Ihre Prioritäten festzusetzen”

Stephen R. Covey

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei deinem Projekt und deinen Projekten. Ich freue mich auf deine Erfolge und natürlich deine Berichte darüber.

Literatur:

  • Stephen R. Covey; Die 7 Wege zur Effektivität, Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg. 2012; FranklinCovey.

3 Antworten auf „Rollen und Ziele!“

Hallo Ali,
ich habe heute das erste Mal in deinem Blog gelesen… nicht, dass mich das vorher nicht interessiert hätte, sondern weil ich dachte, ich hätte keine Zeit dazu. Weil ich die X-Tätigkeiten höher priorisiert habe ;-).
Passt wie A… auf Eimer, oder?
Heute hat BIRGIT (oder der liebe Gott) unter falschem Namen meine Aufmerksamkeit auf deinen Blog in den Focus gerückt… und DU hast mich angerufen!
Ist das nicht irre ???
Jedenfalls fasziniert es mich total, was du sagst und ich werde mich noch diese Woche an meinen Lieblingsort mit einem Notizblock setzen :-)).
Ich danke dir für diese inspirierende Methode… ich weiß jetzt schon, dass sie mir Klarheiten verschaffen wird . Und die Unklarheiten werden wir dann vielleicht mal besprechen ;-)…
Was für ein Tag, der mir das geschenkt hat !
Nochmals ganz liebe Grüße
Ulli

Schreibe einen Kommentar zu Ali Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert