In meinem vorherigen Blog habe ich über die Definition des Begriffes Konflikt geschrieben. Hier schreibe ich darüber, warum die Konflikte rechtzeitig erkannt und angegangen werden sollen.
Konflikte können unterschiedliche Ursachen haben. Neben den Aspekte, die ich im vorherigen Blog erwähnt habe, können Konflikte z. B. durch folgende Gegebenheiten entstehen:
- Zeitmangel, Druck (Ursachen, die leider in der heutigen Zeit öfter auftreten. Alles muss schneller und effizienter erledigt werden.)
- Fehlender Respekt und Wertschätzung
- Vorurteile und Ängste
- Diskriminierung
- Unterschiedliche Kulturen (Eine gigantische Chance, die heutigen Möglichkeiten zu nutzen, die uns das Kennenlernen und Nutzen der unterschiedlichen Kulturen erleichtern.)
- Konkurrenz oder Rivalität
Die tatsächlichen Ursachen eines Konfliktes können und sollten durch dessen Analyse identifiziert werden. Diese Analyse im Rahmen des Konfliktmanagement, fängt erst an, wenn wir
- den Konflikt erkennen und
- die Chance wahrnehmen, ihn zu lösen.
Wie können wir einen Konflikt erkennen und was passiert, wenn wir ihn ignorieren? Eine Antwort liefert uns Herr Friedrich Glasl, der österreichische Ökonom, Organisationsberater und Konfliktforscher mit seinem „Phasenmodell der Eskalation“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Konflikteskalation_nach_Friedrich_Glasl). Das neunstufige Modell ist in drei Ebenen unterteilt, die als „absteigende“ Treppen dargestellt sind. Treppen, die uns zwingend zu Regionen führen, die große unmenschliche Energien wachrufen und uns damit auf die Dauer eine Steuerung und Beherrschung des Konfliktes entziehen.
Die detaillierte Beschreibung des Modells ist in der obigen Wikipedia-Seite sowie in seinem Buch beschrieben. Für mich ist das Modell besonders wertvoll, da das Modell uns u.a. die folgenden Signale, Hinweise, Impulse und Anregungen liefert:
- die Entstehung und die damit verbundenen Gefahren eines Konfliktes frühzeitig erkennen,
- ein bereits bestehender Konflikt zu einer der neun Stufen zuordnen und
- davon abhängig, aus der entsprechenden Ebene die Lösungswege identifizieren und angehen.
Ob sich z.B. eine Meinungsverschiedenheit verhärtet (1. Stufe), wir zu debattieren anfangen (Stufe 2) oder uns „mit ihm will ich nicht mehr zu tun haben“ im Sinn kommt (Stufe 3), sind Signale, die wir selbst erkennen können. Wertvolle Hinweise, die uns ermöglichen einen Konflikt frühzeitig zu vermeiden. Impulse, die es uns ermöglichen, die Entstehung eines bereits bestehenden Konfliktes genauer zu analysieren und damit dessen Lösung näherzukommen.
Ein besonders wertvolles Modell, das uns klarmacht, dass wir jeden Konflikt angehen sollten, wenn wir den Abgrund sowohl für uns als auch für die restlichen Beteiligten und Betroffenen vermeiden wollen.
Ein besonders wertvolles Modell, das uns die Lösungsmöglichkeiten pro Ebene darstellt. Ebenen, in denen wir selbst oder durch Moderation die Konflikte zu Win-Win-Situationen für allen Beteiligten und Betroffenen umwandeln können. Ebenen, die uns weitere Lösungswege und Unterstützungsbedarfe präsentieren.
„Es gibt auch Konflikte, die unlösbar sind!“ Ein Satz, der leider manchmal zu schnell ausgesprochen wird und verhindert, die Konflikte anzugehen. Ein Satz, der leicht dazu verleitet, zu früh die Anstrengungen aufzugeben, einen Konflikt zu lösen. Ja, es gibt in dem Modell auch Ebenen, deren Deeskalationswege Schiedsrichter, gerichtliche Verfahren oder Machteingriff sind. Diese sind für mich Signale, dass wir unsere Konflikte frühzeitig erkennen und angehen sollen. Wir sollen vermeiden, dass sie diese Stufen und Ebenen erreichen. Ich bin der Meinung, dass auch Konflikte, die diese Stufen erreicht haben, mit Respekt, Wertschätzung und Liebe zu Menschen zu einem für alle Beteiligten und Betroffenen „verträglichen“ Ende gebracht werden können. “Verträglich” im Sinne von sich danach trotzdem mit Respekt zu begegnen, miteinander weiterhin zu reden und gemeinsam zu erkennen, dass die Fehler der Vergangenheit „vergangen“ sind, daraus zu lernen und aus dieser Erfahrung eine gemeinsame faszinierende Zukunft zu gestalten.
Aus meiner Sicht enthält das Modell zahlreiche Hinweise, Signale und Informationen, die jeden von uns helfen, seine Konflikte zu analysieren und zu strukturieren. Vor allem sollte das Modell uns als Warnung dienen. Eine Warnung dafür, was passieren kann, wenn wir unsere Konflikte ignorieren. Ich hatte in meinen früheren Blogs geschrieben, dass ich am liebsten einige Wörter aus dem Wortschatz streichen würde. Eins davon ist auch „Ignorieren”. Ich habe bisher keine Situation, kein Thema oder ähnliches gefunden, wofür ignorieren eine Lösung wäre. V. a. sehe ich ignorieren als Konfliktverschärfung statt Konfliktlösung. Und Ignoranz ist selbst eine der Konfliktursachen.
Ich hoffe, dass dir dieser Blog den Impuls gibt, dich darüber detaillierter zu informieren. Mit Gottes Hilfe stelle ich dir in meinem Nächsten Blog einen möglichen Weg für die Konfliktlösung vor.
Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg v.a. bei der Recherche über diese und weiteren Methoden und freue mich sehr über dein Feedback.
Literatur:
Eine Antwort auf „Konfliktverlauf!“
[…] habe ich hier (https://blog.akbarian.de/konflikt/) beschrieben. In meinem vorherigen Blog (siehe https://blog.akbarian.de/konfliktverlauf/ ) habe ich anhand der Methode vom Hr. Friedrich Glasl dargestellt, warum wir unsere Konflikte […]