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Elfenbeinturm!

Elfenbeinturm! Ein Begriff mit unterschiedlicher Herkunft, Bedeutung und Verwendung. Es waren interessante Informationen, die ich bei den Recherchen für diesen Blog gefunden habe. Mein Fokus in diesem Blog liegt auf den Gebrauch des Wortes mit der Bedeutung “Jemand oder eine Gruppe kennt die eigentlichen Herausforderungen des Adressaten oder der Zielgruppe wenig oder gar nicht”.

Ich höre den Begriff z.B. von Teammitgliedern über ihre Führungskräfte oder vom Softwareentwickler über die IT-Architekten. Den Satz: “Die sitzen doch in einem Elfenbeinturm!” höre ich z.B. auch von Teammitgliedern, die bestimmte Lösungen umsetzen müssen oder davon betroffen sind. Lösungen, die anscheinend an der “Realität” vorbei konzipiert sind. Zumindest vorbei an einer “Realität” aus Sicht der Mitarbeiter*innen.

Die so betitelten “Elfenbeinturm-Bewohner!” sind meist als Experten tätig. Ihre Expertise in der Führung oder auf fachlichen Gebieten haben sie meist durch eine entsprechende Ausbildung erworben und jahrelang weitere Erfahrungen gesammelt. Die Frage ist, ob sie auch über die notwendigen Soft Skills verfügen.

„Vertrauen = Kompetenz + Charakter“

Stephen R. Covey

Meiner Erfahrung nach sind fehlende Transparenz und unzureichende aktive Kommunikation zwischen Experten und Beteiligten sowie Betroffenen eine Ursache dafür, die Experten als “Elfenbeinturm-Bewohner*in!” zu bezeichnen. Alle Akteure (Experten, Beteiligten und Betroffenen) sind aufgerufen, ihre soziale Kompetenz einzusetzen und die notwendige Kommunikation aktiv zu gestalten, damit niemand so bezeichnet zu werden braucht.

Elfenbeinturm!, Ein Begriff, den wir vielleicht unüberlegt nutzen, um uns damit weitere Aktivitäten zu sparen. Nachfolgend Beispiele für solche Aktivitäten je nach unserer Rolle:

  • Als jemand, der anderen als Elfenbeinturm-Bewohner bezeichnet (der Verwender):
    • Wie können wir genauer ausdrücken, was wir tatsächlich damit sagen wollen? Beispiele:
      • Wollen wir damit den Expertenstatus der “Elfenbeinturm-Bewohner*in!” in Frage stellen?
      • Wollen wir damit die von ihnen vorgeschlagene Lösung in Frage stellen? Oder
      • wollen wir ausdrücken, dass die Lösung fern der Realität ist. Eine Realität, die wir als “real” sehen?
    • Wie können wir die “Elfenbeinturm-Bewohner!” unterstützen, unsere Sicht, Meinungen oder Vorschläge zu verstehen und in ihre Überlegungen einzubeziehen?
  • Als jemand, der den Begriff von anderen hört (der Zuhörer):
    • Wie können wir diejenigen, die den anderen so nennen, unterstützen, sich genauer auszudrücken?
    • Wie können wir sowohl den Adressaten als auch diejenigen, die den Begriff nutzen, zusammenbringen und für eine gute Kommunikation sorgen?
  • Als jemand, der als Elfenbeinturm-Bewohner betitelt wurde (der Adressat):
    • Wie können wir dafür sorgen, dass wir direkt angesprochen werden, statt – wenn überhaupt – über den anderen zu erfahren, dass wir in eine solche Schublade gesteckt wurden?
    • Wie können wir das zukünftig verhindern?
    • Welche unserer Verhaltensweisen haben dies verursacht? Und wie können wir sie ändern?
    • Wie können wir den Elfenbeinturm verlassen und dauerhaft mit den Beteiligten und Betroffenen “in derselben Umgebung und auf derselben Ebene leben und arbeiten”?

Wir können die obigen und weitere Aktivitäten aktiv identifizieren und durchführen. Dafür sollten wir bei der nächsten Verwendung oder beim Hören des Begriffes achtsam die Situation analysieren. Die Ursachen können zahlreich sein. Die Achtsamkeit, Analyse und Umsetzung der daraus resultierenden Maßnahmen führen mittel- und langfristig zu persönlichen und auch finanziellen Nutzen für alle Betroffenen und Beteiligten. Unsere Kommunikation wird sukzessive adressatengerechter. Unsere Beziehungen werden immer mehr mit Vertrauen bereichert.

Einige solche Maßnahmen habe ich bereits in meinen vorherigen Blogs beschrieben. In allen der obigen Rollen können wir das aktive einfühlsame Zuhören (siehe https://blog.akbarian.de/aktiveseinfuehlsamesempathischeszuhoeren/) anwenden. Das ist ein Mittel, um den Anderen zu verstehen.

„Erst verstehen dann verstanden werden.“

Stephen R. Covey

Die vier Grundlagen der Glaubwürdigkeit (Integrität, Absichten, Fähigkeiten, Ergebnisse) sind weitere Säulen, aus denen wir das Vertrauen der Adressaten sukzessive gewinnen (siehe https://blog.akbarian.de/alleedesvertrauens/) und damit die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit setzen.

“Die sitzen doch im Elfenbeinturm!”, ein Satz, der für uns als Auslöser dienen sollte, selbst aktiv zu werden (siehe https://blog.akbarian.de/werdeselbstaktiv/). Aktiv die möglichen Ursachen analysieren, die Betroffenen wertschätzen, gemeinsam dafür sorgen, dass das Elfenbeinturm leer bleibt und wir alle zusammen mit Respekt und Freude leben und arbeiten. Aktiv für ausreichende Transparenz sorgen, damit alle das Thema verstehen, sich einbringen können und auch einbringen. Aktiv für mehr Kommunikation und Kontakt sorgen.

“Elfenbeinturm!”, ursprünglich ein Symbol für Reinheit, sollte uns zu Reinheit unserer inneren Einstellung und damit zu Kommunikation auf “Augenhöhe” führen. Die innere Einstellung voller Dankbarkeit dafür, dass es Andere gibt, die mit uns die Themen vorantreiben. Die innere Einstellung, Fehler zuzulassen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass sie uns als Erfahrung dienen. Und durch die aktive, offene und respektvolle Kommunikation gemeinsam mit Freude Erfolge erzielen und feiern.

Ich freue mich auf deine bisherigen und zukünftigen Erfahrungen und Erlebnisse als “Adressat”, als “Zuhörer” oder als “Verwender” des Begriffes. Ich wünsche Dir viel Freude und Erfolg bei deinen Analysen und den dazugehörigen Maßnahmen. Gerne kannst du sie als Kommentar einfügen.

4 Antworten auf „Elfenbeinturm!“

Lieber Ali, vielen Dank für Deine inspirierenden Worte!

Ich bin überzeugt, dass wir mit aktiver Kommunikation und viel Empathie – neben dem sachlichen Verstehen der Themen auch die dabei beteiligten Gefühle nicht vernachlässigend – in dieser Zeit deutlich besser vorankommen würden.

Herzliche Grüße
Maggie

Vielen Dank für diesen wertvollen Impuls, Ali.
Oftmals sprechen wir unbedacht ein Wort aus und sind uns dann der Tragweite nicht bewusst.
Erinnert mich wieder daran, achtsam zu sprechen.
Liebe Grüße
Silke

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