Ich habe vor kurzem über einen besonderen Raum (siehe https://blog.akbarian.de/einbesondererraum/ ) geschrieben. Heute stelle ich dir ein besonderes Fenster vor. Das sog. JOHARI-Fenster haben Josef Luft und Harry Ingham 1955 entwickelt (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Johari-Fenster). Das Fenster wird in unterschiedlichen Kontexten (z. B. Teambildung, Kommunikation) eingesetzt. Mein Fokus in diesem Blog ist die Verwendung des JOHARI-Fensters, um selbst aktiv Beziehungen aufzubauen, weiterzuentwickeln und zu festigen. Und dabei mehr v.a. über dich selbst und deinen „blinden Fleck“ zu erfahren.
Das JOHARI-Fenster wird in zahlreichen Quellen beschrieben. Daher erstelle ich dir hier das Fenster sehr kurz vor.
Zuerst betrachten wir gemeinsam z. B. ein Fenster in einem Raum. Ein Fenster erweitert die Sicht für alle, die sich jeweils auf einer Seite des Fensters befinden. Für diejenigen, die sich im Raum selbst befinden, ermöglicht das Fenster die Sicht nach außen. Das Fenster ist so eine Art Erweiterung des Raumes. Das, was wir sehen, können wir auch erleben. Damit erweitert ein Fenster unsere Wahrnehmungen und Erlebnisse. Diejenigen, die sich außerhalb des Raumes befinden, können einen Blick durch das Fenster in das Innere des Raumes werfen und sich ein Bild davon machen, wie z. B. der Raum gestaltet ist, oder wie die Bewohner des Raumes leben. Die Gestaltung des Fensters, die Sauberkeit der Fensterscheiben deuten auf die Fähigkeiten und Lebensweise der Bewohner hin. Blickdichte Gardinen oder sogar undurchdringbare Gitter verhindern die Sicht für die Menschen auf beiden Seiten des Fensters. Das Fenster zu uns selbst und zu den anderen gestaltet jeder von uns selbst. Und wenn wir diese Gestaltung regelmäßig prüfen und entsprechend anpassen, ermöglichen wir damit uns selbst einen klaren Blick nach Außen und den Anderen eine gewünschte Sicht in das Innere unseres Raumes. In den Raum, in unsere offenen Regale, in unsere geschlossenen Schränke und in die Ecken, die wir selbst nicht mehr sehen, weil wir dafür blind geworden sind. Diese Gestaltung ist ein Art Tuning, wie wir die Menschen um uns wahrnehmen sollen und wie sie uns wahrnehmen können.
Das JOHARI-Fenster besteht aus vier Bereichen, die aus der Kombination von Selbst- und Fremdwahrnehmung hervorgehen.
- Der erste Bereich ist der „öffentliche Bereich“. In diesem Bereich ist alles, was sowohl du, als auch andere über dich wissen. Hier sind alle Informationen angesiedelt, die andere bereits über dich kennen oder du ihnen mitteilst.
- Der nächste Bereich ist der „blinde Bereich“ und enthält die Informationen, Verhalten, Eigenschaften und Fähigkeiten, die andere von dir kennen, die du aber selbst nicht bzw. nicht mehr wahrnimmst.
- Deine Geheimnisse sind in dem dritten Bereich platziert. Das sind die Themen und das Wissen, die du bewusst nur für dich hältst und den anderen nicht mitteilst.
- Und schließlich den vierten Bereich, der „unbekannte Bereich“. In diesem Bereich fallen Informationen, Verhalten, Fähigkeiten, die sowohl dir als auch den anderen verborgen sind.
Nachfolgend zwei Beispiel von zahlreichen Verwendungen und Nutzen des JOHARI-Fensters:
Wie können wir unseren “blinden Fleck“ reduzieren? In dem wir aktiv Feedback einholen! Durch das Feedback erfahren wir, welches Verhalten und welche Fähigkeiten andere an uns sehen und erleben, die wir selber nicht oder nicht mehr sehen. Zusätzlich erfahren wir, welche Wirkung unser Verhalten auf den Anderen hat (mehr dazu siehe https://blog.akbarian.de/feedback/).
Wie können wir den „öffentlichen Bereich“ vergrößern? In dem wir mehr von uns preisgeben. Es ist erstaunlich, was wir manchmal von anderen wissen wollen, aber wie wenig wir bereit sind, von uns preiszugeben. Wir müssen nicht alle unsere Geheimnisse offenlegen. Es sollte uns jedoch bewusst sein, dass wir bereit sein sollten, auch etwas über uns preiszugeben, wenn wir etwas von Anderen wissen wollen. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich die Menschen öffnen, je mehr sie über uns wissen. Es ist wunderbar die Wirkung zu erleben, wenn wir Informationen mit Anderen teilen. Das Vertrauen – sowohl zwischen zwei Personen, als auch in Teams – wächst mit der Zeit, je mehr die Beteiligten voneinander wissen. Von den Vorlieben, den Fähigkeiten und davon, was den Einzelnen beschäftigt und bewegt.
Diese Beispiele zeigen, dass wir den „öffentlichen Bereich“ vergrößern können, wenn wir unsere Mitmenschen mehr und mehr in unser Leben einbeziehen. Es ist eine große Wertschätzung, den Anderen um Feedback zu bitten und deren Feedback umzusetzen. Es ist ein großes Vertrauen, den Anderen mitzuteilen, was uns beschäftigt und bewegt. Und damit ist die Basis für wunderbare Momente geschaffen, in denen sich die Menschen uns gegenüber öffnen. Wunderbare Momente, in denen das Vertrauen wächst und wir gemeinsam das Leben gestalten. Eine Gestaltung, sowohl im Sinne von Team während der Arbeitsleben, als auch im Sinne von wunderbaren gemeinsamen Erlebnissen im privaten Bereich.
Ich hoffe, dir damit ein Impuls gegeben zu haben, dich mit dem JOHARI-Fenster, dessen Verwendung und Wirkungen tiefer zu beschäftigen. Ich freue mich sehr auf dein Feedback und wünsche dir wunderbare vertrauensvolle Momente.