In diesem Blog schreiben ich über die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn wir das Wort “Problem” durch das Wort „Aufgabestellung“ oder “Aufgabe” ersetzen. Ich freue mich damit mein Versprechen (im Blog https://blog.akbarian.de/alleedesvertrauens/ ) einzuhalten. Vorher eine kleine Geschichte dazu, die ich hier sinngemäß wiedergebe, da sie sehr lange zurückliegt.
Vor ca. 20 Jahren, am Flughafen Nürnberg, auf dem Weg zur magischen Insel La Gomera – ich hatte gerade im Flugzeug platzgenommen.
Der Kapitän (Stimme aus dem Lautsprecher): “Sehr geehrte Gäste. Der Start verzögert sich, bis wir die Startgenehmigung haben. Wir haben aktuell ein Problem. Von den 40 Schrauben an einem Reifen, hat eine die letzte Sichtprüfung nicht bestanden. Ich informiere Sie, sobald ich weitere Informationen habe.”
Die Frau auf der Sitzreihe hinter mir (nennen wir sie Frau P.): “Das geht nicht, ich habe damit ein Problem. Ich habe am Zielflughafen Teneriffa ein Taxi bestellt und muss daher pünktlich dort ankommen.”
Meine Gedanken, während ich auf die nächsten Hinweise vom Cockpit wartete: “Ist das ein Problem? Vielleicht auch – wie ich es für gewöhnlich nennen — ein Luxusproblem? Was würde jemand darüber denken, der z.B. jetzt hungrig ist und sich über ein Stück Brot sehr freuen würde?” Die Antwort würde das Problem von Frau P. auch nicht lösen. Würde die Antwort sie evtl. ein bisschen beruhigen? Wie würde ich mit dem Problem umgehen. Würde ich überhaupt ein Taxi bestellen, wenn ich weiß, dass Flugänderungen, -verschiebungen und – verspätungen Aufgrund zahlreicher Faktoren sehr wahrscheinlich sind? Würde ich überhaupt ein Taxi bestellen, wenn ich weiß, dass fast immer direkt am Flughafen mehrere Taxis auf Fluggäste warten? Hätte ich vielleicht vorab dem Taxifahrer meine Flugnummer mitgeteilt, damit er sich anhand der Ankunftstafel im Flughafen informieren kann? Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf, u.a. deshalb, weil ich mit dem Urlaub bereits beim Verlassen des Hauses beginne. Alles was danach kommt, ist auch ein Urlaubserlebnis. Meine Gedanken wurden von der Stimme des Kapitäns unterbrochen.
Der Kapitän: “Sehr geehrte Gäste, wir haben jetzt die Starterlaubnis. Allerdings dürfen wir einen Langstreckenflug nicht mit einem Reifen in diesem Zustand fliegen. Daher werden wir erst nach München fliegen. Dort wird die Schraube ausgetauscht und wir dürfen weiterfliegen.”
Frau P. (während der Kapitäns weiterspricht!): “Das geht gar nicht. Das wird bestimmt mehrere Stunden dauern. Mein Taxi wartet.”
Der Kapitän fährt fort: “Wir gehen von einer Verzögerung von insgesamt ca. 2 Stunden aus. Laut Wettervorhersage ist die Windrichtungen gut und wir können höchstwahrscheinlich etwas wieder aufholen.”
Frau P. zu ihrem Sitznachbarn: “Was hat er noch gesagt?”
Das Flugzeug ist danach gestartet. Wir sind in München gelandet und die Schraube wurde erneuert. Wir sind ca. 2 Stunden später als geplant in Teneriffa gelandet. Während des gesamten Fluges hat Frau P. weiterhin von ihrem Problem erzählt. Ich konnte ihre Nervosität sogar von der Sitzreihe vor ihr füllen. Ich glaube sogar, dass sie ihr Taxi bekommen hat, nachgeprüft habe ich es nicht.
Für mich ist das Erlebnis ein gutes Beispiel dafür, zu prüfen, ob unsere anscheinenden Probleme tatsächlich Probleme sind. Bitte beachte, ich erzähle die Geschichte nicht, um über die Flugreisende zu lästern. Jeder Flug ist ein Erlebnis und ich bin dem lieben Gott dankbar, es erleben zu dürfen. (So Gott es will, zu dem Thema „Erlebnis“ in einem meiner nächsten Blogs mehr dazu.)
Ich erzähle die Geschichte, da ich das Wort „Aufgabenstellung“ statt „Problem“ bevorzuge. Damit werden weitere Gedanken initiiert und es öffnen sich mehr Möglichkeiten, die „Aufgaben“ zu identifizieren und anzugehen. Es ist faszinierend, welche Auswirkungen alleine diese Umbenennung auf die innere Einstellung und Stimmung hat und welche Kräfte das in uns weckt.
Aus meiner Sicht, haben „Probleme“ einen negativen Touch. Sie verursachen ein Gefühl der Machtlosigkeit. Oder das Gefühl, dass jemand oder etwas das Problem verursacht hat und ich jetzt das Problem habe. Im Gegenteil dazu, motiviert uns das Wort “Aufgabenstellung” dazu, das angebliche Problem anzugehen. Laut Wikipedia kommt das Wort Problem aus dem Griechischen und bedeutet, „das, was [zur Lösung] vorgelegt wurde“. Dasselbe verbinde ich mit dem Wort Aufgabenstellung oder Aufgabe.
Sowohl im privaten, als auch im beruflichen Umfeld ersetzte ich das Wort “Problem” durch das Wort “Aufgabenstellung”. Es ist faszinierend, welche Sichten und Möglichkeiten sich dann öffnen. Statt bei “ich habe ein Problem” die negativen Auswirkungen zu spüren, motivieren mich die Gedanken „welche Aufgaben sind zu erledigen“? Sie motivieren mich dazu, mich damit gründlich zu beschäftigen, die Ursachen zu identifizieren, die Chancen zu erkennen und die Schritte zu planen und anzugehen. Das angebliche Problem wirkt dann wie ein Motor statt eine Bremse.
Eine Aufgabe ermöglicht es uns (außerdem), daraus zu lernen und v. a. unsere Checklisten für die nächsten ähnlichen Aufgaben zu erstellen bzw. zu ergänzen(siehe https://blog.akbarian.de/vorwaehrendunddanach/ ). Damit können wir durch gute Vorbereitung mögliche „Folgeprobleme“ verhindern.
“Aufgabestellung”, statt “Problem” – ein einfacher Tausch mit vielen Vorteilen. Eine Möglichkeit, sukzessive zum „Chancen-Denker“ zu werden, statt die Risiken und Hindernisse in den Vordergrund zu stellen.
Ein weiterer Aspekt wird durch diesen Tausch sichtbar. Wir denken damit auch an unsere Aufgaben, die zum Lösen von tatsächlichen Problemen führen. Die Probleme, bei denen die Betroffenen dazu gezwungen sind oder daran gehindert werden, die möglichen Lösungen selbst anzugehen.
“Aufgabestellung” statt “Problem” ermöglicht uns, eine Aufgabe zu analysieren, sie anzunehmen, die Verantwortung dafür v. a. für uns selbst zu übernehmen und die notwendigen Schritte zu planen und durchzuführen.
Beispiel: Statt zu denken „welche Probleme habe ich?“ können wir denken „welche Aufgaben habe ich?“. Und sofort stellen sich weitere Fragen, wie:
- Wofür?
- Was will ich mit welcher Aufgabe erreichen?
- Welche Rollen spiele ich dabei und welche möchte ich wahrnehmen/annehmen (siehe https://blog.akbarian.de/rollenundziele/)?
- Welche Ergebnisse sollen durch die einzelnen Aufgaben erzielt werden?
- Welchen Zeitplan sehe ich dafür vor?
- Sind sie Teil meiner Löffelliste (siehe https://blog.akbarian.de/loeffelliste/)?
Und weitere Fragen, deren Antworten uns dazu motivieren, aktiv unser Leben zu gestalten, statt daraus einen Hindernislauf zu machen.
Zusammengefasst: jedes Mal, wenn du ein „Problem“ hast, ersetze es durch „Aufgabenstellung“ oder betrachte es als eine „Aufgabe“ und erlebe selbst die faszinierenden Möglichkeiten, die sich dir öffnen.
Ich wünsche uns allen eine Welt ohne „tatsächliche Probleme“. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude und Erfolg v. a. bei der Annahme und Durchführung deiner Aufgaben. Ich wünsche dir Gesundheit und freue mich sehr über dein Feedback.