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Impulse

Ein Spaziergang durch die Allee des Vertrauens!

In fast allen meinen Training hängt die nachfolgende Formel von Stephen R. Covey während der ganzen Trainingstage sichtbar für alle an der Pinnwand:

Vertrauen = Charakter + Kompetenz

Es sind zahlreiche Themen, die ich damit mit den Teilnehmer*innen v.a. bzgl. Charakter und Kompetenz behandele. Fokus dieses Blogs ist das Vertrauen selbst.

Vertrauen, ein Wort, dass wir im privaten und beruflichen Kontext oft verwenden. Zahlreiche Bücher beschreiben die Wirkung des Vertrauens in der Familie, in Teams und Unternehmen. Sozusagen, Vertrauen ist „die Währung“ im Leben. Unsere Kommunikation, Umsetzungs- und Innovationskraft hängt vom Grad des Vertrauens zwischen den Beteiligten ab. Vertrauen gibt einem Team die notwendige Motivation und Energie, gemeinsam und mit Freude ihren Wege bis zum Ziel Schritt für Schritt zu genießen. Vertrauen macht aus meinem und deinem Ziel unser Ziel und damit die notwendige Win-Win-Strategie. Eine Strategie, um Synergie live zu erleben.

„Die Gesellschaft der Zukunft ist zum Vertrauen verurteilt“

(Peter Sloterdijk)

Mein Fokus sind die Themen, die uns selbst betreffen und die, die wir selbst beeinflussen können. Daher ist mein Fokus hier auf „das Selbstvertrauen“. Es geht um folgende Fragen:

  • Glauben wir an uns selbst?
  • Vertrauen wir uns selbst?
  • Halten wir unser Versprechen zu uns und gegenüber den anderen?

Das Selbstvertrauen beeinflusst unsere Leistung. Der Grad unseres Selbstvertrauens bestimmt den Grad unserer Glaubwürdigkeit.

„Nur wer sich selbst vertraut, kann anderen vertrauen.“

(Reinhard K. Sprenger)

Selbstvertrauen: das Vertrauen in uns, Ziele setzen und erreichen, Versprechen geben und halten. Selbstvertrauen gibt uns die notwendigen Ressourcen, um unsere Mitmenschen – das Team – dazu zu bringen, unsere Absichten zu erfahren, unsere Fähigkeiten zu nutzen und Teamgeist zu spüren. Die besten Voraussetzungen, damit jedes einzelne Teammitglied sich entfaltet und sich mit Freude einbringt.

„Die einzige Möglichkeit, vertrauenswürdigen Menschen zu begegnen, ist zu vertrauen.“

(Reinhard K. Sprenger)

Gerne nutze ich zahlreiche Metapher, wenn ich etwas verstehen, mir merken, anwenden oder lehren möchte. Mir gefallen die Metaphern, die wir täglich und überall sehen. Damit erinnern wir uns immer wieder daran. Daher gefällt mir die folgende Metapher sehr.

Stephen M. R. Covey – der Sohn von Stephen R. Covey – stellt einen Baum als Metapher für die vier Grundlagen der Glaubwürdigkeit dar.
Die vier Grundlagen der Glaubwürdigkeit sind:

  1. Integrität (die Wurzel)
  2. Absichten (der Stamm)
  3. Fähigkeiten (die Äste)
  4. Ergebnisse (die Früchte)

Diesen vier Grundlagen ordne ich nachfolgend einige Fragen und Empfehlungen zu. Fragen, die jeder von uns für sich beantworten sollte. Antworten, die wie Bäume rechts und links einer Allee sukzessive wachsen. Eine Allee, entlang derer jeder von uns gerne lebenslang mit Freude und Erfolg voranschreitet.

Diese Fragen und deine Antworten darauf sollen dir als Impulse dienen. Impulse, die dich motivieren, diese in deinem täglichen Arbeits- und Privatleben einzusetzen. Ich verwende in Fragen das “wir”. Damit sind jeder einzelnen von uns bei unserem eigenen Vorhaben und “das Team” bei gemeinsamen Vorhaben gemeint. Jedes Team kann die Fragen gemeinsam beantworten. Antworten, die dafür sorgen, dass das Vorhaben in einem vertrauensvollen Atmosphäre umgesetzt wird. In Empfehlungen verwende ich das “du”. Aus meiner Sicht kannst “du” als einzelne oder als ein Mitglied des Teams dazu beitragen, das Vertrauen aufzubauen. “Du” kannst ein Vorbild sein, damit auch die anderen Teammitglieder sukzessive Ihren Anteil erkennen und wahrnehmen.

Würden wir einem Handwerker vertrauen, der z.B. unser Bad sehr gut eingerichtet hat, dass er auch unser Auto repariert? Auch wenn der Handwerker einen sehr guten Charakter hat? Charakter ist immer notwendig, Kompetenz ist situationsabhängig. Integrität und Absichten haben mit Charakter zu tun, Fähigkeiten und Ergebnisse mit Kompetenz.

„Ich bin bereit, auf die Kontrolle eines anderen zu verzichten, weil ich erwarte, dass der andere kompetent, integer und wohlwollend ist“

(Reinhard K. Sprenger)
  1. Unsere Integrität (die Wurzel): Der Grad der Übereinstimmung zwischen unseren Gedanken, unseren Worte und unseren Taten.
    • Stimmen unsere Gedanken, unsere Worte, unser Handeln miteinander überein?
    • Sind wir offen für die Meinungen, Ideen und Standpunkte der anderen?
    • Erkennen wir die Chancen in Herausforderungen?
    • Nutzen wir die Chancen, um uns weiterzuentwickeln?
    • Halten wir unsere Versprechen ein? Versprechen, die wir uns und dem anderen geben.
  1. Unsere Absichten (der Stamm): Besteht aus unseren Motiven, unserer Agenda und unserem Handeln.
    • Was sind unsere Motive?
    • Wie wichtig sind uns die Menschen? Wichtig, im Sinne von die Wertschätzung, die wir den Menschen entgegen bringen. Die Menschen im Allgemeinen und die Menschen, mit denen wir tägliche im unterschiedlichen privaten und beruflichen Umfeld zu tun haben.
    • Streben wir Gewinn für alle Beteiligten an? Schaffen wir Win-Win-Situationen?
    • Was ist unsere Agenda?
    • Basiert unsere Agenda auf unseren Motive?
    • Ist unsere Agenda für die Beteiligten und Betroffenen transparent und verständlich?
    • Holen wir Feedback von den Adressaten ein, die von den Ergebnissen unserer Taten und damit verbundenen Absichten betroffen sind bzw. wären?
    • Was tun wir tatsächlich und wie sieht unser Handeln aus?
    • Prüfen wir unser Handeln und dessen Auswirkungen?
    • Empfehlungen:
      • Kommuniziere deine Absichten verständlich und transparent mit allen Beteiligten.
      • Strebe Gewinn für alle Beteiligten an, schaffe Win-Win-Situationen und erlebe die gigantische Freude und Energie, die durch Synergie entsteht.
  1. Unsere Fähigkeiten (die Äste): Die Basis für unsere Fähigkeiten sind u.a. unsere Talente, unsere Einstellungen (Attitude), unsere Fertigkeiten (Skills) und unser Stil (abgekürzt TASKS).
    1. Talente: Unsere bereits erkannten und unentdeckten Begabungen
      • Welche Talente haben wir?
      • Wo liegen unsere Stärken?
      • Wissen wir, was wir mit unseren Stärken machen wollen? Welche Ziele wir erreichen wollen?
      • Empfehlung: Orientiere dich an Deinen Stärken und Zielen. Kläre „wo du hin willst“
    2. Attitude (Einstellungen): Unsere innere Einstellung zu den Menschen, den Themen und der Welt, gibt uns die Klarheit darüber welcher Weg wir gehen wollen. Und die positive Einstellungen geben uns die notwendige Energie und Motivation diese Wege mit Freude und mit Erfolg zu gehen.
      • Empfehlung: Sei dir deiner inneren Einstellungen bewusst, überprüfe und verbessere sie. Du hast u.a. bei der Vor- und Nachbearbeitung jeder Begegnung und jeder Tat die Möglichkeit deine innere Einstellung und deren Wirkung zu prüfen. Und sie zu ändern, wenn die gewünschte Wirkung ausgeblieben ist oder du neue Kenntnisse erworben hast.
    3. Skills (Fertigkeiten): Unsere Kompetenzen
      • Welche Kompetenzen haben wir bisher erworben?
      • Welche Kompetenzen sind für die Erreichung unserer Ziele notwendig?
      • Welche Kompetenzen möchten wir besitzen?
      • Empfehlung: Bleibe auf dem Laufenden und investiere aktiv in deiner Weiterentwicklung.
    4. Knowledge (Wissen): Faktoren, wie Technologie und Globalisierung, die unsere Fähigkeiten beeinflussen
      • Wie viel Zeit investieren wir täglich, wöchentlich oder monatlich, um unser Wissen zu erweitern?
      • Welches Wissen vermissen wir?
      • Empfehlung: Erweitere dein Wissen.
    5. Stil: Die Art, wie wir die „Aufgabenstellungen“ angehen. (Ich verwende gerne das Wort „Aufgabestellung“ statt „Problem“. Die Gründe dafür – vielleicht in einem anderen Blog)
      • Wie oft analysieren wir die Art, wie wir eine Aufgabe durchgeführt haben?
      • Welche Faktoren setzen wir bei der Analyse ein? Welche Rolle spielt das Thema Vertrauen bei dieser Analyse?
      • Empfehlung: Entwickele Fertigkeiten, um Vertrauen aufzubauen, auszubauen und wiederherzustellen.
  1. Ergebnisse (die Früchte):
    • Welche Ergebnisse haben wir vorzuweisen?
    • Welche Ergebnisse liefern wir aktuell?
    • Welche Ergebnisse wollen wir zukünftig erzielen? Wie wollen wir sie erzielen?
    • Haben wir die Erwartungen der anderen erfragt, bevor wir uns an das Werk machen?
    • Werden unsere Ergebnisse die Erwartungen der anderen erfüllen und damit unsere Glaubwürdigkeit erhöhen?
    • Würden die Nutzer unserer Ergebnisse wieder zu uns kommen, wenn sie wieder „Lust auf oder Bedarf an reifen, energiereichen und schmackhaften Früchten“ haben?
    • Empfehlung: Vermeide Ergebnisse immer mit Geld zu messen. Stattdessen prüfe z.B. wie weit die Ergebnisse, dazu beigetragen haben, das Vertrauen zwischen der Beteiligten aufzubauen oder zu verstärken. Glaubwürdigkeit und Vertrauen ebnen den Weg zu besseren Ergebnissen.

Aus dem Iran kenne ich das Sprichwort: je mehr Früchte ein Baum hat, desto gebeugter sind seine Äste. Für mich bedeutet das Sprichwort u.a. folgendes: Der Gewinner ist, wer Ergebnisse bringt, deren Nutzung für die Adressaten erleichtert und falsche Stolz und hochnäsig sein vermeidet.

Meine Geburtsstadt Yazd in Iran ist eng verbunden mit Zarathustra. Zarathustra war ein iranischer Priester (Zaotar) und Philosoph. Er lehrte in einer nordostiranischen Sprache im zweiten oder ersten Jahrtausend v. Chr., die später nach seinem Werk Avesta als Avestisch bekannt wurde. Ich bin ca. 500 Meter von einem zoroastrischen Feuertempel in Yazd geboren. Der Feuertempel ist die wichtigste zoroastrische Pilgerstätte im Iran. Oberhalb dessen Eingangs, sind folgende drei – eigentlich sechs – Worte angebracht. Sie sind – aus meiner Sicht – die Basis der Zarathustra-Lehre.

Gutes Denken, gutes Reden, gutes Handeln

(Zarathustra)

Bis meinem 26.ten Lebensjahr kam ich fast jeden Tag an diesem Tempel vorbei und sah vor allem diese Worte. Sie waren und sind Basis für das Vertrauen. Und genau diese möchte ich dir mitgeben:

denke Gutes, rede Gutes, handle Gutes

Ich wünsche dir weiterhin viel Freude und Erfolg und freue mich sehr auf dein Feedback.

Literatur:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Zarathustra
  • Stephen R. Covey; Die 7 Wege zur Effektivität, Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg. 2012; Franklin Covey.
  • Stephen M. R. Covey; Schnelligkeit durch Vertrauen, die unterschätzte ökonomische Macht, 2009, GABAL Verlag GmbH.
  • Reinhard K. Sprenger; Vertrauen führt, Campus Verlag GmbH, 3.Auflage 2007.

6 Antworten auf „Ein Spaziergang durch die Allee des Vertrauens!“

Ein brandaktuelles Thema, gerade in den momentanen schwierigen Zeiten! Danke für diesen Denkanstoß sowie die Einblicke in dein wunderschönes Herkunftsland!

Zurzeit brauchen wir auch mehr Vertrauen in den Staat, Parteien und Politiker denn je. Das Thema ist immer noch sehr aktuell. Über den Zoroastrismus wissen wir üblicherweise fast nichts hier im Abendland. Ein interessantes Thema, mit dem ich mich gerne beschäftigen möchte. Wenn du einen Buchtipp dazu für mich hast, würde ich mich freuen. Aufgrund dieses Beitrags konnte ich mir auch selbst eine Frage beantworten, die schon seit längerem in meinem Hinterkopf herumgeschwirrt ist. Danke, dass du mir das Wort geliefert hast, nachdem ich lange gesucht habe.

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