“Fehler sind faszinierend!” eine geniale Empfehlung von Stephen C. Lundin in seinem hervorragenden Buch “CATS”.
Als ich das Buch CATS zum wiederholten Mal gelesen habe, habe ich entschieden mit dem „bloggen“ anzufangen. Vielleicht fragst Du Dich, was mein Schreiben mit Fehlern zu tun hat? Die Antwort kommt hier als mein erstes Blog-Thema.
Ich lebe seit ca. 34 Jahren in Deutschland. Als ich hier ankam, konnte ich Persisch (meine Muttersprache) und perfektes Business-Englisch. Ich hatte Glück und die Hilfe Gottes. Ein Landsmann von mir sagte mir drei Tage nachdem ich hier war folgendes: “Wenn Du nach den ersten drei Monaten in einem fremden Land die Sprache des Landes nicht beherrschst und Dich mit anderen Sprachen im Alltag zurecht findest, lernst Du die Sprache nie!”. Er war bereits seit einigen Jahren hier und sein Rat war sehr wertvoll. Ich habe an dem Tag angefangen nur noch Deutsch zu sprechen. Und wenn ich ein Wort nicht kannte, habe ich es im Wörterbuch gesucht. Oder das Wort mit den mir bekannten Wörtern so lange umschrieben, bis mein Ansprechpartner sie verstanden hat. “Und damals war das anders!”. Es gab keine Suchmaschine oder leo.org o. ä. Die Suche war “manuell” mit Wörterbüchern. Und die Antwort blieb länger im Gedächtnis hängen. Ich habe noch mehr Glück gehabt, da ich fast der Einzige unter ca. 250 Neuankömmlingen war, der einigermaßen Deutsch sprach. Daher sollte ich als Übersetzer überall mitgehen. Dies hat dazu geführt, dass ich mehr gelernt habe.
Noch ein bisschen Historie und dann beantworte ich die Frage, was mein Schreiben mit Fehlern zu tun hat. Danke für Deine Geduld.
Ich habe alle Möglichkeiten genutzt, um Deutsch zu lernen. Z.B. jeder Abend ca. 20 Wörter gelernt und am Tag danach versucht auf der Straße, Passanten auf Themen anzusprechen, die diese Wörter enthalten könnten. Öfter mussten die Obdachlosen dafür herhalten, da der Rest der Passanten meist in Eile war. Spannend war, dass die meisten Obdachlosen, ein bewegendes Leben hinter sich hatten und ich davon erfahren durfte. Vielen Dank dafür.
Mein Ziel war, mich so schnell wie möglich selbständig auf Deutsch verständlich machen zu können. Und das habe ich tatsächlich innerhalb der ersten drei Monate geschafft. Von 0 % auf geschätzt 40 % in drei Monaten. Ich war und bin stolz darauf. Ich konnte überall hin und immer mehr erlernen und erleben.
Die Sache hat nur einen Haken. Ich habe bestimmte Themen vernachlässigt. Die Geschwindigkeit hat seine Wirkung gezeigt und ich habe manche Details übersehen. Dazu gehörten z.B. der Einsatz von “Artikeln”. Der Fehler verfestigte sich, als ich durch – aus meiner Sicht – die mangelhaften Sprachbücher mein Deutsch zu verbessern versuchte. Warum “mangelhaft”? Kurz beantwortet: die Lernmethoden der Sprachbücher, die ich damals hatte, waren alles anderes als “Anfänger”-gerechte Methoden. Inzwischen bin ich der Meinung, dass es besser wäre, die Sprachbücher oder Sprach-Apps so nach Lehrmethoden aufzubauen, wie die Kinder die Sprache eines Landes lernen. Ein Kind in Deutschland lernt “der Tisch” oder “das Haus” oder “die Mutter”, basta! Ihn interessiert nicht, ob ein Tisch männlich, ein Haus neutral und die Mutter weiblich ist. Die Sprachbücher damals waren voll von solchem Unsinn! Bitte um Verzeihung, von solcher aus meiner Sicht mangelhaften Lernmethoden. Und wenn jemand wie ich mit einer Sprache aufgewachsen ist, deren Wörter keinen “Artikel” haben, dann ist die Verwirrung komplett. Was? In Deutschland sind die Tische männlich und daher soll ich “der” Tisch sagen und das Haus ist neutral. Irgendwann mal habe ich begriffen, dass das Wort “Tisch” allein keinen Sinn macht. Es wäre besser gewesen, überhaupt “das Geschlecht” des Tisches, des Hauses oder der Mutter zu vergessen, und die Wörter immer nur in Kombination mit deren Artikel zu lernen. Sie sind nämlich unbrauchbar, wenn die Artikel fehlen. Und gelernt ist gelernt. Ist eigentlich „das Blog“ richtig oder „der Blog“? Laut wiktionary.org ist beides richtig. Und die Geschichte geht weiter mit Akkusativ, Genitiv und Dativ und Singular und Plural sowie den bekannten und unbekannten Artikeln. Und dann wird aus der, den, des, dem, die, ein, einen, einer usw.
“Fehler sind faszinierend!” Das Buch CATS ist erst ca. 13 Jahre später erschienen. Ich praktizierte es anscheinend bereits. Ich habe mit Freude weitergemacht, gelernt, geschrieben, studiert und gearbeitet. Und viel geschrieben. Und immer wieder gab es den einen oder anderen Artikel, der falsch verwendet wurde. Und es gab zahlreiche nette Menschen, die mich darauf aufmerksam gemacht haben, oder auch meine Texte korrigiert haben. Besonders bin ich meiner Frau. u.a. dafür sehr dankbar. Mein Dank auch an alle anderen, die mich immer wieder darauf aufmerksam gemacht haben.
All das hat dazu geführt, dass ich mehrfach nachgedacht und manchmal aufgegeben habe, etwas zu veröffentlichen. Immer dachte ich als Erstes daran, jemand müsse meine Texte Korrektur lesen, bevor ich sie veröffentliche. Das werde ich auch weiterhin z.B. für meine Trainingsunterlagen machen.
“Fehler sind faszinierend!” Ich werde ab jetzt bloggen und veröffentlichen und auf Korrektur durch jemand anderen verzichten. Ich möchte vermeiden die Zeit der Anderen dafür in Anspruch zu nehmen. Bitte um Verständnis. Mir geht es um Inhalt. Ich möchte schreiben und es zeitnah allen Interessierten zur Verfügung stellen. Ja es kann sein, dass Grammatik- oder Schreibfehler ggf. zu falschen Interpretation führen. Dies können wir gemeinsam u.a. durch die Kommentare und Kommunikation glattziehen. Vielen lieben Dank im Voraus für deine Feedbacks und Korrekturhinweise. Bitte um Verständnis und Verzeihung wegen evtl. Schreib- und Grammatikfehler. Ich versuche soweit ich kann, sie zu vermeiden und korrigieren. Dafür werde ich auch die im Schreibprogrammen integrierten Prüfung und online Korrektur Möglichkeiten in Anspruch nehmen.Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich immer mehr lerne und die Fehler immer weniger werden.
Zusätzlich kommt es anscheinend nur darauf an, was wir wahrnehmen. Es soll 1979 eine Doktorarbeit “The Significance of Letter Position in Word Recognition“ darüber gegeben haben. Jetzt hoffe ich, dass ich die Frage “ was mein Schreiben mit Fehlern zu tun hat?“ beantwortet zu haben.
Inzwischen spreche ich vier Sprachen. Es ist „faszinierend“ wie sie sich voneinander unterscheiden und wie jede neue Sprache eine gigantische Erweiterung des „Weltbildes“ mit sich bringt.
Wie geht es weiter: Die nächsten Themen werden noch spannender sein. Sie werden die Themen umfassen, mit denen ich mich täglich privat und beruflich – als Business-Analyst und Trainer – beschäftige. Themen wie “Soft Skills”, “Innere Einstellung”, “Business Analyse”, “Prozessmanagement”, “Führungskräfteentwicklung”.
Ich freue mich auf eure Kommentare, Feedbacks und Anregungen. Und bald kommt von mir das nächste Schreiben. Ich wünsche Euch allen wunderbare Zeiten und den Mut, trotz Angst u.a. wegen Fehler, weiterzumachen. Fehler sind faszinierend!
10 Antworten auf „Fehler sind faszinierend!“
Lieber Ali!
Ein ansprechender und inspirierender Beitrag – danke für deine investierte Zeit und die Anregung!
Vielen Herzlichen Dank lieber Andy, es freut mich sehr.
Vielen Dank für deinen interessanten und motivierenden Beitrag! Ich freue mich darauf viele weitere Beiträge zu lesen! Und ich kann dir garnicht sagen ob und wieviele Fehler enthalten waren, denn es war einfach schön zu lesen. Schöne Grüße!
Vielen lieben Dank liebe Jenni
Ich kann mich nur Jennifer anschließen, denn mir ging es genauso beim Lesen.
Herzlichen Dank Frau Rau, es Freut mich sehr
Wow! Es hat richtig Spaß gemacht deinen Artikel zu lesen. Gerne mehr davon! 😉 In einer Sache gebe ich dir besonders recht, man solle sich nicht vor der Angst Fehler zu machen, abhalten lassen! Man solle Mut haben, auch Fehler machen zu können und aus diesen zu lernen. <3 TOLLER BEITRAG!
vielen lieben Dank liebe Jeanette, es freut mich sehr.
Eine sehr schöne Anekdote mit den Obdachlosen. Danke, dass du sie mit uns teilst. Großartig, wie du die Herausforderung einer neuen Sprache gemeistert hast. Es scheint, du hattest sehr viel Eigeninitiative. Hattest du auch Hilfe von einer staatlichen Stelle? Deine Kritik an den Sprachbüchern kommt mir bekannt vor. Eine Freundin, Deutschlehrerin für Ausländer, schleppt mich regelmäßig beim gemeinsamen Shopping in Buchläden, um bessere Lehrbücher zu suchen. Dieselbe Erfahrung bei euch beiden mit 30 Jahren Zeitabstand. Meiner Meinung nach ist das Deutsch in deinen Blog-Beiträgen sehr gut. So manch anderer Text im Internet enthält viele Fehler und ist von einem Muttersprachler geschrieben. Diese sollten sich eher schämen als du!
Vielen herzlichen Dank liebe Bettina. Es freut mich sehr. Ein Deutschkurs wurde später durch Staat angeboten.